Zoom-Fatigue war gestern

Schülerin des Gymnasiums am Waldhof in Bielefeld setzt sich gegen 5.500 Teilnehmende durch 

Dass mit Videokonferenztools mehr möglich ist, als ermüdende Videokonferenzen, hat der bundesweite Präsentationswettbewerb Jugend präsentiert bewiesen und die beste Online-Präsentation des Jahres gekürt: Mit ihrer Präsentation „Je schneller umso langsamer. Das Phänomen der Zeitdilatation“ überzeugte Smilla Jongmanns aus der 9. Klasse des Gymnasiums am Waldhof in Bielefeld die Jury und ist damit Bundessiegerin 2020.
Auf dem zweiten Platz folgt Anna Düpre aus der 9. Klasse des Gymnasiums Hermeskeil, die sich in ihrer Präsentation mit der Frage „Warum erinnern wir uns nicht an unsere Kleinkindjahre?“ auseinandersetzte. Johanna Wüst aus der 8. Klasse des Carl-Benz-Gymnasiums in Ladenburg ereichte mit ihrer Präsentation zum Thema „Wie kann man mit einer Uhr Entfernungen messen?“ den dritten Platz. Auch das Publikum hatte eine Stimme und konnte online über seine Favoriten abstimmen: Anna Fromme und Charlotte Stank aus der 8. Klasse der Schiller-Schule in Bochum erhielten den Publikumspreis. In einer Finalshow wurden die Siegerinnen und Sieger heute live über YouTube bekannt gegeben. Zuvor hatten sie sich in mehreren Wettbewerbsrunden gegen 5.500 Mitbewerberinnen und -bewerber durchgesetzt. Um Jury und Publikum zu überzeugen, mussten die Teilnehmenden eine Präsentation zu einer naturwissenschaftlich-mathematischen Fragestellung aus dem Themenbereich Zeit halten, unter besonderer Beachtung der Bedingungen, die eine rhetorische Situation im digitalen Raum mit sich bringt. Der Wettbewerb, der sonst auf das rhetorische Können der Jugendlichen in einer Präsentation vor Publikum setzt, verlegte den Fokus aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr auf die Online-Präsentation. So hatten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Aufgabe, ihre Präsentationen online per Videokonferenztool zu halten, sondern erhielten auch ein speziell auf die digitale Situation zugeschnittenes Rhetorik-Training. 

„Viele Elemente einer Online-Präsentation gleichen einer Präsentation vor realem Publikum, etwa im Bereich der Sprache oder der Argumentation. Dennoch haben wir es mit einer veränderten Grundsituation zu tun. Die Präsentierenden müssen beispielsweise ihren Kameraauschnitt günstig wählen und dabei darauf achten, dass der Hintergrund nicht von ihrer Präsentation ablenkt. Wie wir heute gesehen haben, ist das den Schülerinnen und Schülern sehr gut gelungen. Sie haben die Herausforderungen des digitalen Raums angenommen und gemeistert“, so Prof. Dr. Olaf Kramer, Leiter der Forschungstelle Präsentationskompetenz an der Universität Tübingen und Sprecher der Jury. 

Mit großer Begeisterung wagte sich Smilla Jongmanns an ein besonders schwieriges Thema. Dieses erklärte sie anhand von Alltagsbeispielen und Experimenten sehr anschaulich. Anna Düpre bewies, dass man zeitweise auch auf Präsentationsfolien verzichten kann - eine lebendige Sprache und ihre Wirkung auf das Publikum überzeugten die Jury von ihrer lehrreichen Präsentation. Eine andere Methode wählte Johanna Wüst. Sie führte selbst ein Experiment durch und lieferte damit den Schlüssel für eine verständliche und überzeugende Erklärung.

Um sich für das Finale zu qualifizieren, hatten es die Schülerinnen und Schüler zunächst unter 115 Mitbewerberinnen und -bewerbern in die TOP 20 geschafft, um sich ein weiteres Mal einer Fachjury aus Rhetorikexpertinnen und -experten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Alumni des Wettbewerbs zu stellen. Die Fachjury wählte im Anschluss die Bundessiegerinnen und -sieger aus. Die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs dürfen sich nun auf eine Städtereise nach Berlin mit Einblicken in Wissenschaft und Kultur freuen. Moderiert wurde die Live-Verkündung der Bundessiegerinnen von der Fernsehmoderatorin Clarissa Corrêa da Silva.

Der bundesweite Wettbewerb Jugend präsentiert wird jährlich ausgerufen. Die Bewerbung für den Wettbewerb 2020/21 ist ab 1. November 2020 für Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen bundesweit möglich. 

Die Bildungsinitiative wurde vor fast 10 Jahren von der Klaus Tschira Stiftung initiiert und wird seither von der Stiftung gefördert. Kooperationspartner ist Wissenschaft im Dialog, Berlin. Am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen werden Unterrichtsmaterialien und Lehrkräftetrainings entwickelt, die bundesweit für alle Lehrerinnen und Lehrer der MINT-Fächer angeboten werden.